Wohnquartier Lokschuppenareal Vohwinkel
Wuppertal, DE
LEITIDEE
Der vorliegende Entwurf zur Reaktivierung der ehemaligen Bahnbrache Vohwinkel verfolgt das Ziel, ein zukunftsfähiges, sozial verträgliches und nachhaltiges Wohnquartier zu schaffen. Die städtebauliche und landschaftsplanerische Konzeption des neuen Quartiers wird maßgeblich durch die besondere Lage und die vorhandenen topografischen Gegebenheiten geprägt, die einen wesentlichen Beitrag zur Identität des Gebietes leisten.
Das Konzept entwickelt sich selbstverständlich aus der örtlichen Struktur, und die neuen Baukörper bilden durch ihre Maßstäblichkeit und Anordnung ein vielfältiges Wechselspiel mit den angrenzenden Quartieren. Die neu entstehenden Zwischenräume, Massen und Höhenverhältnisse ergeben in ihrem Zusammenspiel ein schlüssiges Gesamtkonzept mit Identifikationscharakter für die zukünftigen Nutzer des Gebietes.
Die zentrale Achse des neuen Gebietes von West nach Ost dient als Rückgrat zur Erschließung und Verknüpfung. Sie bietet den Nutzern eine gute und einprägsame Orientierung. Herzstück des neuen Wohngebietes ist der Quartiersplatz mit Baumhain und Wasserspiel, welcher sich zwischen den Gebäuden und dem Lokschuppenpark im Süden aufspannt.
Die Aufschüttung des ca. 6 Hektar großen Planungsgebiets wird auf das notwendige Maß beschränkt, wobei sowohl ökonomische als auch identitätsstiftende Aspekte berücksichtigt werden. Der bestehende Wall mit seiner üppigen Vegetation bleibt in seiner Funktion als Lärmschutz erhalten, während gleichzeitig auf eine angemessene Belichtung geachtet wird.
Das neue Quartier orientiert sich an der vorhandenen Topografie und der Kaltluftströmung von Ost nach West. Im Norden, angrenzend an die Nathrather Straße und die Homannstraße, entstehen die "Tesche Höfe". Diese vermitteln durch ihre maßvolle Dimensionierung, den offenen Fugen und den großzügigen Grünflächen harmonisch zwischen dem neuen Quartier und dem nördlich gelegenen Bestand.
Südlich der „Tesche Höfe“ fügen sich Punkthäuser mit dem Quartiersplatz wie eine Perlenkette in eine naturnahe Grünlandschaft ein. In zwei Punkthäuser integriert befindet sich die KiTa zentral am Quartiersplatz. Den südlichen Abschluss bildet der Lokschuppenpark, der als Naherholungsgebiet dient.
NUTZUNGSKONZEPT
Die zuvor industriell genutzte Fläche weicht einem grünen Lebens- und Wohnquartier. Die „Urbane Achse“ als Shared Space, welche zentral von West nach Ost durch das Quartier führt, dient als Anknüpfungspunkt von Freiflächen und Nutzungsabschnitten und schafft einen Blick- und Wegebezug zu den reizvollen Freiraumangeboten und dem großzügigen Lokschuppenpark.
Die neuen Wohnquartiere bieten vielfältige Wohnformen wie z.B Baugemeinschaften, Micro-Living, Gemeinschaftsangebote im Erdgeschoss, Micro-Gärten sowie Betreutes und klassisches Wohnen, attraktiv um Wohnhöfe angeordnet. Die Gärten der neuen Wohnhöfe tragen zur großzügigen Ergänzung des damit neu gestärkten Grünen Bandes mit den neuen BuGa-Flächen im Osten und dem Anschluss an die nordwestlichen Quartiere bei. Die Dachflächen der Gebäude werden aktiviert (PV, Retention, Urban Gardening) und sind begrünt. Alle Wohnungen erhalten Balkone oder Terrassen mit attraktiven Ausblicken in die gegliederten Freibereiche und den neuen Park.
MOBILITÄT – INTEGRATION IN DAS STÄDTISCHE UND LANDSCHAFTLICHE UMFELD
Die geplanten Nutzungen erfordern eine funktionsfähige Mobilität. Dies bedeutet, dass die Erschließung für alle Mobilitätsangebote gesichert sein muss, dass der Ruhende Verkehr an geeigneter Stelle in ausreichender Anzahl Platz findet und dass die Orientierung im Quartier intuitiv und verständlich sein muss.
Das neue Quartier wird als autoarmes Gebiet entwickelt, in dem Shared-Space-Konzepte zur Anwendung kommen.
Eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des neuen Quartiers spielt die Anbindung an bestehende städtische Strukturen und das Verkehrssystem. Das Quartier wird an die Nordbahntrasse angeschlossen und erweitert diese um etwa 700 Meter. Diese Durchwegung schafft eine direkte Verbindung zum Bahnhof Vohwinkel und fördert die Vernetzung mit dem öffentlichen Nahverkehr sowie dem Rad- und Fußgängerverkehr.
Im Westen des Planungsgebiets entsteht gemeinsam mit dem Bahnhof Vohwinkel und einem neuen barrierefreien Zugang ein vielseitiger Mobilitätscluster. Die Verlängerung der Nordbahntrasse sowie die Einrichtung von Quartiersgaragen bzw. Mobility Hubs im Westen und Osten des Quartiers tragen zur Entlastung der benachbarten Straßen bei. Diese Mobilitätslösungen reduzieren die Verkehrsbelastung und fördern die Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel wie Carsharing, Bikesharing und den ÖPNV. Die Mobilität
passt sich den städtebaulichen Strukturen sowie den Bedürfnissen der Bewohner und Besucher an, damit das verkehrsarme Lokschuppenareal ein attraktiver Ort für alle wird.
BAUABSCHNITTE UND TEMPORÄRE BUGA-NUTZUNG
Die Bauabschnitte gliedern sich in drei Teile. Der Lokschuppenpark im Süden des Planungsgebiets stellt die öffentliche und dauerhafte Grünfläche dar. Die Bauabschnitte für die Wohnnutzung und die temporären BuGa-Flächen können aufgrund des flexiblen städtebaulichen Konzepts frei gewählt werden: Sowohl die „Tesche Höfe“ als auch die Punkthäuser mit Quartiersplatz und KiTa können je nach Nutzungsbedarf den ersten oder zweiten Bauabschnitt bilden. Dies ermöglicht sowohl der Projektentwicklung als auch der BuGa-Konzeption maximale Flexibilität.
NACHHALTIGKEIT UND SOZIALVERTRÄGLICHES BAUEN
Das neue Wohnquartier bietet erschwinglichen Wohnraum für verschiedene Lebensphasen und soziale Gruppen. Der Wohnungsmix umfasst diverse Wohnformen, einschließlich barrierefreier Elemente, um den Bedürfnissen der Bevölkerung und den Anforderungen der Bundesgartenschau (BuGa) 2031 gerecht zu werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt energieeffizientem und ressourcenschonendem Bauen. Die geplanten Gebäude zeichnen sich durch flächensparende Typologien aus, die eine optimale Nutzung des Areals und eine Wirtschaftlichkeit des Projektes sicherstellen.
FREIRAUMKONZEPT
Die Entwicklung des Lokschuppenparks sowie wohnortnahe Grün- und Freiflächen sind zentrale Bestandteile des Entwurfs. Die qualitativ hochwertige Grün- und Freiraumgestaltung ermöglicht eine multifunktionale Nutzung und trägt maßgeblich zur Identität und Lebensqualität des neuen Wohnquartiers bei. Nach der BuGa 2031 werden die angelegten Flächen zu festen Bestandteilen des Vohwinkler Stadt- und Landschaftsraumes.
Der städtebauliche Entwurf schafft ein eng verwobenes Netz aus miteinander verbundenen Freiraumtypologien, im urbanen und landschaftlichen Kontext. Das Freiraumkonzept kombiniert geschickt urbane Nutzungen, Begrünung, Biodiversität, Regenwassermanagement und Erholung. Somit wird ein zukunftsfähiges Quartier erzeugt, das sich durch Barrierefreiheit und klimaangepasste Strategien auszeichnet. Dabei bildet der Quartiersplatz das urbane Herzstück des neuen Quartiers aus. Die offene Platzfläche, mit dem Quartiershain und der Öffnung nach Süden zum Lokschuppenpark, offeriert einen nichtkommerziellen Anziehungspunkt für das neue Gebiet und gibt Raum für vielfältige Formen des Aufenthalts und der Aneignung. Ein Pflanzsaum umrahmt den Retentionsteich, vereinzelte Baumgruppen und frei verlaufende Wege schaffen eine Atmosphäre der Ruhe und Entspannung – zugleich laden sie ein zu Bewegung und Begegnung.
KLIMASCHUTZ RESILIENZ
Das Konzept sieht eine Vielzahl an Maßnahmen zur Klimaanpassung vor, um das Quartier vor den Auswirkungen von Hitze, Starkregen und Trockenperioden zu schützen. Die Baukörper sind so angeordnet, dass Kaltabflüsse und Kaltluftsammelgebiete erhalten bleiben und die thermische Behaglichkeit sowohl tagsüber als auch nachts gewährleistet wird.
Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit dem auf Versickerung und Rückhaltung ausgerichteten Regenwassermanagement ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Die Oberflächenentwässerung der befestigten Parkwege erfolgt unmittelbar über die belebte Bodenzone der begleitenden Grünflächen. Platzflächen und Dachflächen des Quartiers werden entweder über begleitende Versickerungsmulden, Baumrigolen oder Versickerungsrigolen dezentral abgeleitet. Die benachbarten Grünflächen sind vertieft angelegt, um für den Bedarfsfall (Starkregen) als temporäre Zwischenspeicher zu dienen und die vollständige Versickerung des Regenwassers zu gewährleisten.
Retentionsbecken, verbunden durch begrünte Gräben und Mulden, speichern Regenwasser und führen es über Versickerung und Verdunstung in den natürlichen Wasserkreislauf zurück. Die wechselfeuchten Flächen fördern artenreiche Lebensräume, während begrünte Fassaden und Dächer das Mikroklima verbessern.
Die Biotopflächen des Landschaftsraumes werden erhalten und in die Struktur der Freiraumgestaltung integriert. Die Multikodierung der Flächen fördert dabei die Naturerfahrung, das Naturverständnis und das gleichberechtigte Nebeneinander von Mensch und Natur.
- Ort
Wuppertal | DE - Jahr
2024 - Typologie
Wohnbauten, Städtebau, Bildungsbauten - Status
nicht realisiert - Auslober
Clees Unternehmensgruppe | Stadt Wuppertal - Verfahrensart
Einphasiger Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb nach RPW | Anerkennung - Team
Roger Christ | Julia Christ | Desideria Aigner | David Lee Hunter | Caroline Stein - In Zusammenarbeit mit
Hille Tesch Architekten+Stadtplaner PartGmbB, Ingelheim | AO Landschaftsarchitekten, Mainz