Studierendenwohnheim Kulmbach
Kulmbach, DE
Auf einem Baufeld in Kulmbach beabsichtigt das Studentenwerk Oberfranken, ein Wohnheim für Studierende mit mindestens 75 Wohnplätzen zu errichten.
Das Wettbewerbsgrundstück befindet sich in einem heterogenen Gebäudeumfeld, in dem besonders der wertvolle Baumbestand als prägend wahrgenommen wird.
Der kompakte Baukörper wird städtebaulich prägnant und landschaftlich behutsam unter Beibehaltung eines Großteils des wertvollen Baumbestandes in das Grün des Wettbewerbsgrundstückes eingebettet. Durch die offene Tiefgarage, welche zur Hälfte in der Erde steckt, schwebt das Gebäude über der Landschaft und ist abgehoben von der angrenzenden Straße.
Geplant wurde ein Studentenwohnheim mit 72 Appartements und insgesamt 75 Wohnplätzen. Davon sind 18 Wohnplätze barrierefrei geplant, und im Erdgeschoss ist ein behindertengerechtes Appartement vorgesehen. Alle Appartements erfüllen die „Richtlinie für die Förderung von Wohnraum für Studierende“. Die Einzelappartements haben eine Größe von 20 m² bzw. 21 m², wenn sie barrierefrei ausgeführt werden.
BAUWEISE
Das Gebäude wurde als einfache Holzhybridkonstruktion konzipiert. Die Tiefgarage, welche zur Hälfte in der Erde liegt, bildet einen "Tisch" aus Stahlbeton, auf dem ein viergeschossiges Holztragwerk steht. Dieses besteht aus schallentkoppelten, gestapelten Raummodulen aus Brettsperrholz. Die Treppenhäuser sind außen angeordnet, wodurch neben einer kompakten und kostengünstigen Bauweise maximaler Wohnraum erzeugt wird.
Aufgrund der Anforderungen an eine nachhaltige Bauweise und eine hohe energetische Qualität des Gebäudes sowie dem generellen Ziel, einen möglichst hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden, schlägt das verfassende Büro vor, das Gebäude hauptsächlich aus Holz in Konstruktion und Ausbau zu errichten.
Das Gebäude wurde als einfache Geometrie mit wiederkehrenden gleichen Bauteilen, konsequent übereinander liegenden tragenden Konstruktionen und Schächten geplant. Durch serielles und standardisiertes Bauen sowie einen hohen Grad an industrieller Vorfertigung im Holzbau kann eine wirtschaftliche Errichtung und kurze Bauzeit gewährleistet werden. Die Appartements und Gemeinschaftsräume werden als vorgefertigte Module mit bereits integrierten Sanitärzellen, Rohinstallationen, Fenstern, Türen und fertigen Oberflächen zur Baustelle geliefert und dort aneinandergereiht bzw. gestapelt. Lediglich die Montage der Fassadenelemente und die Fertiginstallationen erfolgen vor Ort.
ERSCHLIESSUNG UND TIEFGARAGE
Das Grundstück ist von Süden her über die Hugo-Hesse-Straße erschlossen. Zwei Wege führen von der Straße zu den äußeren Treppenhäusern. Die Tiefgarage wird über eine sanft ansteigende Rampe (6%iges Gefälle) erschlossen, auf der ein Teil der erforderlichen Parkplätze nachgewiesen wird. In der Tiefgarage sind neben PKW-Stellplätzen auch großzügige Fahrradabstellmöglichkeiten verfügbar.
GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN
Im Erdgeschoss sind neben Appartements auch Gemeinschaftsräume untergebracht: ein Gemeinschaftsraum mit Küche und ein Wasch-/Trockenraum mit Café. Den Räumen vorgelagert, und unmittelbar an die Treppenhäuser angrenzend, befinden sich Terrassen als Kommunikationszonen, welche zum bestehenden Grünraum orientiert sind. Im Inneren des Gebäudes ist ein kleiner begrünter Hof als introvertierter Treffpunkt und als Schaugarten geplant. Die Gemeinschaftsräume lassen sich über wärmegedämmte Thermogaragentore öffnen, sodass im Sommer eine große zusammenhängende Fläche erzeugt werden kann.
BAUMBESTAND UND VERSIEGELUNG
Der neue kompakte, punktförmige Baukörper ermöglicht den maximalen Erhalt des wertvollen Baumbestandes und eine geringe Flächenversiegelung. Neben dem Erhalt des Baumbestandes werden durch eine Dachbegrünung und intensive Innenhofbepflanzung dem Flächenverbrauch kompensatorisch entgegengewirkt und das Mikroklima verbessert. Durch die nur zur Hälfte in der Erde steckende Tiefgarage wird der kostenintensive Erdaushub auf ein Minimum reduziert.
WÄRME- UND WARMWASSERERZEUGUNG
Für die Energieversorgung wird eine Luft-Wasser-Wärmepumpe präferiert. Weiterhin kann zusätzlich zur Photovoltaikanlage eine Solarthermieanlage geplant werden. Aufgrund der geografischen Lage des Gebäudes können die solaren Erträge auch im Frühjahr und Herbst genutzt werden. Auch ist eine Kombination aus Photovoltaik und Solarthermie durch die Nutzung von PVT-Modulen möglich.
Für die Beheizung der Wohnflächen werden Wärmepumpenheizkörper geplant. Für die notwendige Bereitstellung des benötigten Warmwasserbedarfs wird in jeder Wohneinheit eine Wohnungsstation installiert. Hierbei handelt es sich um eine spezielle kleine Übergabeeinheit, bestehend aus einem Wärmetauscher zur Trinkwassererwärmung. Aus der Nutzung solcher Wohnungsstationen ergeben sich mehrere Vorteile: Zum einen sind in diesen Stationen die Zähler für die Messung der Energie- und Wasserverbräuche bereits vorhanden. Des Weiteren entstehen durch die nutzerspezifische Erzeugung des benötigten Warmwasserbedarfs je Wohneinheit keinerlei Wärme- und Zirkulationsverluste im Rohrnetz, da in jeder Einheit nur eine Kaltwasserleitung installiert werden muss.
LÜFTUNGSKONZEPT
In den Appartements wird eine Wohnungsbe- und entlüftungsanlage installiert. Über Fensterfalzlüfter wird eine entsprechende Menge an Außenluft in die Räume geführt und über das Abluftelement im Bad über Dach transportiert. Hierbei wird eine bedarfsgerechte Entlüftung und die Verhinderung von biophysikalischen Veränderungen der Bausubstanz garantiert. Die in der Abluft noch vorhandene Energie wird im Bereich des Dachlüfters entzogen und dem Energiekreislauf der Heizungsanlage wieder zugeführt.
Alternativ kann die kontrollierte Lüftung dezentral mit einem in die Fenster integrierten Einzelraumlüfter mit Wärmerückgewinnung erfolgen.
SANITÄR UND REGENENTWÄSSERUNG
Zur Rückhaltung des Regenwassers im Starkregenfall werden Retentionsflächen ausgewiesen. Zum Beispiel werden die Dachflächen mit einer extensiven Dachbegrünung und die Hofflächen mit einer intensiven Begrünung ausgeführt. Weitere Möglichkeiten der Retention bestehen im Einbau von Retentionszisternen und Regenspeicherungssystemen. Auch soll das Regenwasser als Brauchwasser zur Spülung von Toiletten und Bewässerung der Grünflächen genutzt werden.
GEBÄUDEHÜLLE
Die geplante Holzbauweise erfüllt hohe Dämmstandards, die hoch optimierte Gebäudehülle garantiert einen sehr guten winterlichen Wärmeschutz. Durch das Prinzip der hinterlüfteten Fassade in Verbindung mit einem außen liegenden Sonnenschutz wird ein sehr guter sommerlicher Wärmeschutz erreicht. Extensiv begrünte Dachflächen in Verbindung mit Photovoltaik Anlagen für Gründächer verbessern den sommerlichen Wärmeschutz im Dachbereich.
- Ort
Kulmbach | DE - Jahr
2023 - Typologie
Wohnbauten - Status
nicht realisiert - Auslober
Studentenwerk Oberfranken - Verfahrensart
Nicht offener Realisierungswettbewerb gem. RPW - Team
Roger Christ | Julia Christ | Desideria Aigner | Franziska Grau