Architects in Residence - 100 Architects for 100 Houses
AlUla, SA
AlUla ist ein Ort mit einem außergewöhnlichen Natur- und Kulturerbe, das es zu bewahren, zu schützen und zu stärken gilt. Jeder Eingriff an diesem besonderen Ort muss mit größter Sorgfalt, Aufmerksamkeit und Sensibilität durchgeführt werden.
Das Grundstück wird durch die im Dreiecksraster von 9 m gepflanzten Dattelpalmen definiert. Das Palmenraster sorgt für Ordnung, erzeugt eine schattige Umgebung, und die Baumstämme und ihre Baumkronen bilden einen überwältigenden architektonischen Raum.
KONZEPT
Die Menschheit wächst stetig. Es wird immer mehr Wohnraum benötigt und dadurch Land verbraucht. Daher ist die qualitätsvolle Verdichtung verbunden mit einer optimierten Landnutzung und einer Begrünung der Gebäude eine zentrale Strategie für Gebäude in der Zukunft.
Ziel ist es, die bestehende Trennung von Natur- und Kulturraum zu minimieren und mehr Natur in die Städte zu bringen, aber auch bei Neuentwicklungen auf dem Lande den bestehenden Naturraum weitestgehend zu erhalten und zu stärken.
Der vorgeschlagene Wettbewerbsbeitrag schafft ein von der Erde abgehobenes Bauwerk, welches auf den Palmenhain reagiert und keinen einzigen Baum zerstört, gleichzeitig aber ein großzügiges durchgrüntes Wohnen ermöglicht. Darüber hinaus geht durch das Anheben des Gebäudes kein Land verloren, sondern es werden zusätzlich nutzbare Flächen geschaffen.
Die Architektur und ihre Teile verschmelzen mit den Bäumen, werden zum Teil der Landschaft und erzeugen eine bewohnbare vielschichtige Struktur aus Innen- und Außenräumen. Das Projekt wird aus dem Kontext entwickelt und folgt den Regeln des Palmenhains.
Es soll eine einladende Welt werden, in der Licht und Schatten, Reflexion und Absorption, Komplexität und Ruhe, Natur und Kultur heiter kombiniert werden.
Das Gebäude möchte ein Teil von AlUla sein, ohne das historische Erbe unreflektiert zu interpretieren. Es möchte die Faszination des Palmenhains steigern, indem es durch die Fokussierung den Blick darauf verstärkt. Es möchte den Wert und Genuss der Oase maximieren.
ELEMENTE DER ARABISCHEN ARCHITEKTUR
Das Projekt basiert auf Elementen der traditionellen arabischen Architektur: dem Paradiesgarten, der Säulenhalle und dem geometrischen Muster.
Hier ist der Paradiesgarten eine Agrarfläche mit Palmen und Obstbäumen, verteilt auf verschiedenen Ebenen, welcher mit dem Gebäude verschmilzt, die Säulen werden frei gestellt und verbinden sich zur Säulenhalle mit den gerasterten Baumstämmen des Palmenhains, das geometrische Muster wird zur Tragstruktur der Ebenen, und seine Teilung wird durch die Palmen bestimmt.
Der Paradiesgarten, die Säulenhalle und das geometrischen Muster werden zu modernen zeitgenössischen Vorschlägen basierend auf der Tradition.
DAS GEBÄUDE
Vom Boden abgehoben, auf Stützen gestellt, werden zwei kreisförmige Ebenen geplant. Die Ebenen bestehen aus einer wabenförmigen Holzbalkenkonstruktion aus Palmenholz, welche einem gleichmäßigen geometrischen Raster folgt.
In die Ebenen können Wohnmodule unterschiedlicher Art eingeschoben werden, wodurch eine flexible Wohnstruktur, welche auf eine Vielzahl von Lebensmodellen eingehen kann, geschaffen wird.
Die im Wettbewerb gezeigte Konfiguration stellt einen Wohntypus dar, bei welchem mehrere Wohnmodule mit Bad, Kitchenette, Arbeitsplatz und eigener Terrasse unmittelbar an Gemeinschaftsflächen mit Küche und Sitzlounges grenzen. Die Gemeinschaftsbereiche sind offen auf den Ebenen angeordnet.
Obstbäume mit regional typischen Unterpflanzungen werden in hängenden Pflanztrögen auf allen Ebenen verteilt, und ein Wegenetz verbindet die Bereiche. Durch die Öffnungen in den Ebenen werden Blickbeziehungen über die Ebenen hinweg in den Palmenhain erzeugt.
Die gezeigten Wohnmodule sind kreisförmig organisiert. Eine Hälfte der Wohneinheiten ist verglast und lässt sich als Schiebefenster komplett öffnen, sodass Schlafen und Wohnen im Freien möglich werden. Durch einen blickdichten und einen transparenten Vorhang, verbunden mit dem Schiebefenster, lässt sich ein stufenloser Übergang von komplett geöffnet zu vollkommen geschlossen und opak herstellen.
In der rückwärtigen Hülle des Moduls befinden sich eine Dusche, ein WC, ein Waschtisch, eine Kitchenette, Stauraum, eine Ankleide, und in den Fußboden ist eine Badewanne eingelassen. Über Schiebeelemente lassen sich die einzelnen Bereiche aus der Hülle separat zum Raum schalten. Das Bett zusammen mit dem Tisch wird als „fliegender Teppich“ skulptural vorgeschlagen.
Grundsätzlich ist die dargestellte Konfiguration als Clusterwohnen, kleine private Wohneinheiten sowie von allen Bewohnern genutzte Gemeinschaftsflächen oder Appartement-Hotelanlage, kleine Wohneinheiten mit Hotelleistungen sowie Gemeinschaftsflächen mit Hotel Service denkbar. Gemeinschaftsbereiche zur Kommunikation und Geselligkeit werden ebenso angeboten wie Platz zum Rückzug.
In der dargestellten Anordnung wird für 24 Bewohner, 19 Dattelpalmen, 45 Obstbäume und zahlreiche weitere Pflanzen Raum gegeben bzw. erhalten.
ERSCHLIESSUNG
Durch den Palmenhain führt ein vom Erdboden leicht abgehobener Holzweg, welcher das östliche Ende des Hains mit dem westlichen verbindet. Über diesen Holzweg erreicht man einen kleinen Platz unterhalb der Gebäudestruktur. An diesem Platz ist ein zentraler Check-In- und Service Bereich positioniert. Angedacht ist ein kontaktloser und digitalisierter Check-In in das Wohn-/Hotelgebäude. Ausgehend von diesem Platz werden über eine freie, geschwungene Treppe und barrierefrei über einen Aufzug die Ebenen erschlossen. Gleichzeitig dient der kleine Platz mit Sitzgelegenheiten als Meeting Point und Erholungsort für Besucher und Spaziergänger und kann bei Bedarf als Visitor Center ausgebaut werden. Auf den Ebenen verbindet ein differenziertes Wegenetz die Bereiche.
Der vom Terrain abgehobene Weg ermöglicht einen minimalen Eingriff in den Boden, und ohne den Betrieb zu stören, ist die traditionelle Bewässerung durch Überflutung bei Bedarf gewährleistet. Der Weg kann von Fußgängern, Transportkarren und Fahrradfahrern genutzt werden. Die Kopfenden des Weges werden an das „Soft Mobility Network“ angeschlossen.
- Ort
AlUla | SA - Jahr
2022 - Typologie
Hotels, Wohnbauten - Status
nicht realisiert - Auftraggeber
Royal Commission for AlUla (RCU) - Verfahrensart
Geladener zweistufiger Internationaler Wettbewerb | Gewinner - Team
Roger Christ | David Lee Hunter | Caroline Krawczyk - In Zusammenarbeit mit
Kamphausen Landschaftsarchitekten